Während die Forscher des PIK keine Chance für Wasserstoff als Kraftstoff für PKW sehen, legt der Bund ein 8 Milliarden starkes Förderpaket auf, um Wasserstoffprojekte unter anderem auch im Mobilitätssegment zu fördern. Was auf den ersten blick unsinnig erscheint erklärt sich dann aber doch recht schnell.
Wasserstoff hat die Chance beim Umbau unserer Energiewirtschaft hin zur Klimaneutralität eine zentrale Rolle einzunehmen. Doch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat in einer Studie die Meinung vertreten, dass es zumindest mittelfristig der falsche Weg wäre, das Gas und daraus hergestellte E-Fuels für den Antrieb von Pkw zu nutzen. Die Diskussion um dieses Thema, nämlich die Frage, ob es nicht effizienter ist den Strom direkt für die Batteriespeicherung in E-Autos zu nutzen ist nicht neu und in vollem Gange.
Mit E-Fuels verbraucht ein Pkw mit Verbrennungsmotor fünfmal mehr Energie als ein Elektroauto
„Wir sind derzeit weit entfernt von 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen – daher ist eine effiziente Nutzung dieser sauberen Energie wichtig. Wenn wir jedoch wasserstoffbasierte Kraftstoffe anstelle von direkter Elektrifizierung verwenden, wird je nach Anwendung und den jeweiligen Technologien die zwei- bis vierzehnfache Menge an Strom benötigt“, sagt Ko-Autor Romain Sacchi vom Paul Scherrer Institut. „Effizienzverluste entstehen sowohl in den Produktionsprozessen der wasserstoffbasierten Kraftstoffe, als auch bei deren Verbrauch – ein Verbrennungsmotor verschwendet viel mehr Energie als ein elektrischer.“
Im Pkw-Bereich ist nach Ansicht der Forscher eine direkte Nutzung von Elektrizität für die kommenden Jahre wirtschaftlich und ökologisch sinnvoller. Die Befürchtung ist zudem, dass neue Brennstoffe auf Wasserstoffbasis die Verbrennungstechnologie länger am Leben halten könnte. Auf der anderen Seite steht jedoch das Argument, dass wir selbst bei einem Verbot von Verbrennern ab 2030 noch mindestens 15 Jahre lang Fahrzeuge mit dieser Technologie auf der Straße haben werden. Diese dann nicht mit fossilen Kraftstoffen, sondern mit eFuels zu betrieben erscheint deutlich sinnvoller.
Acht Milliarden Euro für Wasserstoff-Anwendungen: Die Minister Altmaier und Scheuer haben 62 deutsche Projekte ausgewählt, darunter auch Lkw-Vorhaben, an denen Daimler und Faun Umwelttechnik arbeiten.
Wie der Branchendienst Eurotransport berichtet, decken die geförderten Vorhaben die gesamte Wertschöpfung des Wasserstoffmarktes ab. Sie reichen von der Erzeugung über den Aufbau einer Transport- und Tankstelleninfrastruktur bis hin zu kommerziellen Anwendungen in der Stahl- und Chemieindustrie sowie im Verkehrssektor. Also in weitaus mehr Segmenten, als nur in der PKW- oder LKW-Branche.
„Wir machen Deutschland zum Wasserstoff-Land“, ergänzte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). „Dabei denken wir die Mobilität neu, europäisch und ganzheitlich – vom Energiesystem über die Antriebstechnologien bis hin zur Tankinfrastruktur.“ Er wies auf die Abhängigkeit des Verkehrs vom Einsatz fossiler Energien hin und mahnte eine Mobilität an, die auf erneuerbare Energien setzt. „Grüner Wasserstoff und Brennstoffzellen sind – quer über alle Verkehrsträger hinweg – eine super Ergänzung zu reinen Batteriefahrzeugen“, betonte er. Deshalb unterstütze man auf deutscher Projektseite auch die Brennstoffzellentechnologie sowie Fahrzeug- und Komponentenhersteller, um international den Anschluss nicht zu verpassen. „Wir gehen damit einen Riesenschritt in Richtung klimafreundliche Mobilität“, sagte der Verkehrsminister. Die Faun Umwelttechnik plant mit Unterstützung durch die Förderung im Rahmen dieses Projekts bis 2026 bis zu 12.000 wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge in Betrieb zu bringen.