Dass die Themen Rohstoffe und Batterieproduktion bei den Herstellern von Elektrofahrzeugen ganz oben auf der Agenda stehen, ist nicht neu. Diskussionen über die Förderung von Kobalt oder die Gewinnung von Lithium laufen seit Jahren. Jetzt kommt ein ganz anderer Rohstoff in den Fokus. Tesla, Volkswagen und andere Hersteller ringen um Nickel, das Hauptmaterial für die Akkus ihrer Elektroautos. Der Rohstoffmarkt erlebt in diesem Segment offenbar einen Hype, mit großen Umweltproblemen.
Tesla hat sich vorläufig im französischen Pazifikgebiet Neukaledonien eingedeckt. Ein im März abgeschlossener Vertrag gibt Tesla Zugriff auf Nickel und Kobalt aus der dortigen Goro-Mine. Wie Konzernchef Elon Musk betont ist Nickel „unsere größte Sorge“ im Hinblick auf die Batterieproduktion. Aktuell kostet eine Tonne Nickel ca.15.000 Euro. Das sind immerhin etwa 50 Prozent mehr als vor einem Jahr. Musk bat schon vor einem Jahr in einer Telefonkonferenz zu den aktuellen Quartalszahlen „alle Bergbauunternehmen da draußen“ an: „Wo auch immer auf der Welt Sie sind, bitte fördern Sie mehr Nickel.“
Vorläufig behelfen sich die Hersteller durch eine andere Konfiguration ihrer Akkus. Sowohl im Model 3, als auch in anderen Modellen, setzt Tesla auf Lithium-Eisenphosphatzellen. Diese kommen zwar ohne Nickel oder Kobalt aus, haben jedoch eine geringere Energiedichte und sind kälteempfindlicher und schwerer. Das ist zwar günstiger, geht jedoch zu Lasten der Reichweite.
Doch nicht nur Rohstoffpreise sind ein Problem. Die Umweltorganisation „Rettet den Regenwald e.V.“ weist in diesem Zusammenhang auf die massiven Umweltprobleme, die der Abbau von Nickel verursacht hin:
„Seit Januar 2020 hat Indonesien den Export von Nickelerzen verboten, um eine eigene Verarbeitung aufzubauen. Nun entsteht in Morowali auf Sulawesi eine Sonderzone für die Nickelindustrie mit Raffinerien und entsprechender Infrastruktur. Mehr als 30 Anlagen zur Produktion von Nickelstahl und batterie-fähigem Nickel sowie eigene Batteriefabriken sind im Bau oder in Planung. „Die Mangrovenwälder sind weg, die Felder zerstört und wir erleben immer wieder Erdrutsche und furchtbare Überschwemmungen“, sagt Taufik von der Organisation Jatam, lokaler Partner von Rettet den Regenwald, zu der ersten Nickelschmelze, die seit 2017 produziert. „Das Meer ist dunkelgelb von meterdickem Schlamm“, fügt er hinzu. „Fische fangen wir kaum noch, Muscheln und Krabben sind nicht mehr vorhanden.“ Morowali ist berühmt für seine reichhaltige Meeresfauna. Wunderschön ist das Morowali-Naturschutzgebiet mit seinen Koboldmakis, Hornvögeln und Anoas. Alles Arten, die es nur hier gibt und die von der Einzigartigkeit der Natur Sulawesis zeugen. In Zukunft sollen die sauren metallhaltigen Minenabfälle in der Tiefsee verklappt werden, da Sulawesi Erdbebengebiet ist. Das Verfahren bedeutet eine ökologische Katastrophe. Der Boom bei E-Mobilität hat gerade erst begonnen, aber eins ist klar: Nickel für E-Autos heißt Abholzung der Regenwälder, Zerstörung der Lebensräume im Meer und Albtraum für die Menschen in der Region.“
Es ist wichtig, sich dieser Kehrseite der umweltfreundlichen E-Mobilität bewusst zu sein. Gleichwohl ist es kein Grund, davon Abstand zu nehmen. Die Förderung und Verarbeitung von Rohöl ist ebenfalls kein Lehrstück für den sorgsamen Umgang mit der Natur. Was bleibt, ist die dringende Notwendigkeit der Entwicklung neuer Akku-Generationen, die auf solch kritische Rohstoffe verzichten kann.