Der Präsident des ZEW (Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim), Achim Wambach, befürchtet den Aufbau von Monopolstrukturen bei den der öffentlichen Infrastruktur. Da Ladesäulen nicht Teil des Stromnetzes sind, unterliegt ihr Aufbau und der Betrieb keiner Regulierung. Der Betreiber der Ladesäule ist somit auch nicht verpflichtet anderen Strom-Anbietern Zugang zu seiner Ladesäule zu geben. Daraus resultiert nach Ansicht des ZEW fehlender Wettbewerb zum Nachteil der Kunden und damit die Gefahr hoher Kosten für die Verbraucher.
Da die Kommunen die Erlaubnis für die Errichtung der Ladeinfrastruktur vergeben, gehen diese häufig an die eigenen Stadtwerke. Damit kann kein marktregulierende Wettbewerb aufkommen, so Wambach. „Sollten die Kommunen den Wettbewerb nicht entsprechend entwickeln, dann wäre … in einer späteren Marktphase auch vorstellbar, dass Kunden wie zu Hause auch an der Ladesäule zwischen verschiedenen Stromanbietern wählen können. Das wäre allerdings ein starker regulativer Eingriff in den Markt. Davor dürfte die Politik in der jetzigen Situation, wo es noch zu wenig Ladestationen gibt, zurückschrecken.“
Bereits 2019 hat die Monopolkommission bemängelt, dass in den meisten Regionen Deutschlands ein einziger Betreiber den Markt für Ladesäulen kontrolliert. Im bundesweiten Schnitt komme jeweils ein Betreiber auf mehr als 50 Prozent Marktanteil im lokalen Ladegeschäft. „Kunden, die ein Elektrofahrzeug aufladen wollen, können dann nicht mehr zwischen verschiedenen Angeboten wählen“, warnt die Monopolkommission in ihrem Gutachten: „Die fehlende Konkurrenz kann zu hohen Preisen für Ladestrom führen und die Verbreitung der Elektromobilität erschweren.“